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SALZBURG UND BAYERN - DIE WIEGE DER EUROPÄISCHEN DRUCKGRAFIK

Aktualisiert: 22. Mai 2022

Jahrhunderte vor seiner Herstellung in heimischen Papiermühlen war Papier hierzulande nur als teure arabische Importware erhältlich.


Würmer über Ungarn / Flugblatt aus dem Jahre 1625
Würmer über Ungarn / Flugblatt als Einblattdruck aus dem Jahre 1672

Die europäische Papierproduktion nahm ihren Ausgang in Spanien. Über Italien und Südfrankreich breitete sich das neue Gewerbe langsam in ganz Mitteleuropa aus. Das älteste in Österreich hergestellte Blatt Papier aus dem Archiv des Stiftes Heiligenkreuz stammt aus einer um 1321 in Leesdorf bei Baden gegründeten Papiermühle. Die ersten europäischen Holzschnitte für den Druck auf Papier entstanden um 1400 im

bayerisch-salzburgischen Raum, noch vor Erfindung der beweglichen Lettern durch Gutenberg.

Einblattholzschnitte aus Salzburg und Bayern


Die staatliche grafische Sammlung in München besitzt den weltweit bedeutendsten Bestand von „Einblattholzschnitten” des 15. Jahrhunderts, vorwiegend religiöse Sujets für die private Andacht. An der Wand befestigt, gewährten die frühen Holzschnitte göttlichen Beistand. Durch Gebrauch rasch verschlissen, zählen diese frühen Drucke heute zu raren Kostbarkeiten. Erhalten haben sie sich oft nur in einem einzigen Exemplar und zumeist, wenn sie in Büchern eingeklebt waren.


Es sind überragende Meisterwerke linearer Ausdruckskraft: Der geradlinige Wille zur unmittelbaren Aussage schuf Werke von expressiver Kühnheit – ganz wesentlich unterstützt durch die Intensität der in der Frühzeit unbedingt dazugehörigen Handkolorierung.



früher Einblattdruck (Bild und Schrift aus Holz geschnitten) Quelle: BSB / München


Die frühen Schmuck- und Buntpapiere


Während man sich in Frankreich vor allem auf den handkolorierten Holzmodeldruck (Dominote) konzentrierte, wurde hierzulande viel mit diversen Prägetechniken und Oberflächenbehandlungen experimentiert. Viele der handwerklichen Buntpapiermacher der Frühen Neuzeit sind namentlich nicht mehr bekannt. Die Hersteller und Anlieferer der Buntpapiere waren Lohnarbeiter, oft auch Frauen und Kinder. Zulieferer aus verwandten Berufen wie Formschneider, Graveure, Patronisten, Gürtler, Silber- und Modelstecher sorgten für die Entwürfe und die Ausfertigungen der Druckplatten aus Metall und Holz.


JOHANN CARL MUNCK / Geprägtes „Brokatpapier”, Einblatt - Holzschnitt mit Goldfarbe auf Büttenpapier / um 1760

Druck von mehreren Stempeln mit Kleisterfarbe. Technik: „à la poupée” / Deutschland um 1670

BLUT & BLUME in der Tradition der ersten Manufakturen

Viele Verleger von Schmuck- oder Brokatpapier haben ihre Erzeugnisse mit Herkunftsangabe und Bestellnummer versehen. Unter den Brokatpapierverlegern und Manufakturen sind hierzulande vor allem Firmen in Süddeutschland wie jene von Johann Carl Munck, Johann Michael Munck, Georg Christoph Stoy aus Augsburg, Georg Reimund und Nikolaus Renner in Nürnberg hervorzuheben.

Bei Modeldruckpapier, so z. B. dem französischem Dominotier-Papier, ist oft Herkunftsangabe und Bestellnummer eingedruckt - eine sinnvolle und schöne Tradition, die wir auch bei den Musterdrucken von BLUT & BLUME in der Reihenfolge ihrer Entstehung beibehalten.


Rekonstruktion eines Brokatpapiermusters von Johann Georg Stoy / um 1720 ©BLUT & BLUME 2021



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